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Sunday, June 28, 2015

Wie ein Ball im Gebirgsstrom

An- bzw- Verspannungen in den Muskeln schränken die Flexibilität und damit die Beweglichkeit ein, d.h. umso verkrampfter, umso weniger Beweglichkeit. Jetzt drücken wir uns aber über unsere Muskulatur aus, über Bewegungen und eben auch über das Sprechen als besondere Form von Bewegung, d.h. unser Selbstausdruck steht in Verbindung mit unserer Muskulatur. Ist diese verkrampft und damit nicht vollständig beweglich, so können wir uns nicht frei ausdrücken und unsere Vitalität ist eingeschränkt. Diese Verspannungen entstehen dabei durch etwaige Umwelteinflüsse seien es Verletzungen, wie Zerrungen etc., oder emotional schwierige Situationen. Durch einen solchen Einfluss zieht sich die Muskulatur zusammen, als Schutz. Jedoch können diese Spannungen unbewusst beibehalten werden und zu einer Einschränkung werden. Die Antwort: Loslassen..


Zen-Meister Joshu (rechts im Bild) wurde einst gefragt was Buddha-Geist ist und er antwortete Folgendes:

via Wikimedia Commons
"Ein Ball in einem Gebirgsstrom. Gedanke nach Gedanke nach Gedanke ohne Stocken." 
Dem Buddhismus liegt für gewöhnlich die Ansicht zugrunde, dass jeder Mensch Buddha-Geist besitzt und dies lediglich erkennen bzw. realisieren muss oder kann. Jedoch hält man sich oft aus Angst zurück und lässt diesen Strom nicht ohne Widerstand zu. Der Grund dafür ist Angst. Denn das letzte Mal als man es, wenn auch vielleicht nur ein wenig, zugelassen hat wurde man verletzt oder hat sich verletzt. Natürlich will man das in Zukunft vermeiden. Dadurch entsteht allerdings die Tendenz sich zu verschließen, also zu verkrampfen und damit seine Beweglichkeit und Ausdrucksfreiheit einzuschränken was wiederum zu einer Einschränkung der eigenen Lebendigkeit führen kann. Denn Wandel oder eben Flexibilität können leicht als Synonym für das Leben selbst stehen, da lebendig sein Bewegung bedeutet während Stillstand und Starrheit (s. Leichenstarre) in dieser Metapher eher vom Leben wegweist.

Natürlich setzt man sich, wenn man loslässt, der Gefahr aus wieder und wieder verletzt zu werden und das wird höchstwahrscheinlich auch passieren, aber das eben ist Lebendigkeit. Ein steter Wechsel von hoch nach tief und tief nach hoch in allen Amplituden. Monotonie dagegen ist Starrheit. Man kann sich aus Angst dafür entscheiden nichts mehr zu riskieren und lieber auf die Aussicht auf das Hoch zu verzichten um nicht eventuell an ein Tief zu geraten, jedoch wird man feststellen müssen, dass sich am Ende doch nichts festhalten lässt, auch nicht die scheinbare Sicherheit nichts zu riskieren. Alan Watts drückt das ganz eher positiv aus indem er sagt, dass wir nicht loslassen müssen, da es nicht möglich ist irgendetwas festzuhalten. Wir können es versuchen, aber alles was wir damit erreichen sind oben erwähnte Muskelverspannungen und eine verminderte Vitalität.

Natürlich ist es menschlich Angst zu haben und Dinge festhalten zu wollen. Vielleicht ist es aber eine Überlegung wert zumindest hin und wieder zu versuchen mit dem Lauf der Dinge zu gehen anstatt sich dagegen zu stemmen. Das bedeutet nicht Passivität oder Faulheit, es bedeutet sich dem Rhythmus des Lebens entsprechend zu verhalten und also zu tanzen und, zum zehnten Mal, loszulassen. Was soll das überhaupt heißen, könnte man fragen. Am ehesten kann man es vielleicht so erklären:  Es ist wie der Moment in dem man zum ersten Mal vom Fünfer springt. Zuerst gibt es Widerstand, man traut sich nicht gleich und hält sich zurück. Aber in dem Moment in dem man schließlich springt, lässt man los, der Widerstand verschwindet und man lässt sich springen. Es ist weniger ein tun als ein lassen. Das bedeutet hier loslassen. Es ist etwas, das passiert wenn man es lässt. Dazu muss man die Angst überwinden. Die Angst überwinden und die Sache tatsächlich tun! Darüber nachdenken genügt nicht (genauso wenig wie darüber schreiben übrigens...).

Diese Dynamik aus Angst und Muskelspannungen ist natürlich auch im Sport von Relevanz. Kettle Bell Guru Pavel Tsatsouline ist z.B. in seinem Buch Relax Into Stretch der Meinung, dass wenn man sein linkes Bein um 90° zur Seite heben kann und sein rechtes ebenfalls, man eigentlich einen Spagat können müsste, da die Sehnen und Bänder der beiden Beine nicht verbunden sind. Er geht davon aus, dass Angst der Grund ist, warum der Spagat nicht klappt. Dadurch, dass die gedehnte Haltung keine angenehme oder gewohnte ist, spannt man aus Angst vor Verletzungen die Muskeln an und verhindert so die Verlängerung des Muskels und entsprechende Elastizität. Die Antwort ist auch hier, loslassen und entspannen trotz Angst. Natürlich kann man das nicht auf Anhieb vollständig umsetzen, sondern das Entspannen in der gedehnten Position muss geübt werden bis die Angst überwunden werden kann. So ähnlich könnte es wohl in vielen Situationen im Leben ablaufen.

Dementsprechend gestaltet sich Lin-Chis (noch ein Zen-Meister) Aussage über das Wesen der Erleuchtung. So ist es laut Lin-Chi die Erleuchtung den Mut zu haben auf seine spontanen und kreativen Reaktionen auf das Leben zu vertrauen und so ohne inneren Widerstand und ängstliche Zurückhaltung fließend zu agieren. Wer das kann meldet sich bitte bei mir.. Zu versuchen immer diesem Ideal zu entsprechen würde natürlich nicht funktionieren, allein weil der Versuch spontan zu sein schon die Möglichkeit auf Spontanität ausschließt. Zumindest in diese Richtung zu gehen scheint mir jedoch keine schlechte Idee zu sein.

Zum Abschluss ein Lied, etwas zum tanzen..




I am not, I am not going to stand on the wall I will dance, I will dance, I will break that ass off. And I see you in the corner, corner looking so small Doing the robot like if I die tonight at least I went hard I will not, I will not give a damn who watches me I will live, I will live liberate the fox in me I will be the discoball, freak and give my all...


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